Das Jahr der Wahlen oder die Qual der Wahl!

Was war das für ein verrücktes, von Corona-Auswirkungen beherrschtes Wahljahr. Zu einer Zeit, wo die Inzidenzen noch so hoch waren, dass Vereine nicht an Hauptversammlungen und damit verbundene Wahlen denken mussten, sofern sie das nicht Online durchführen konnten, waren die Baden-Württembergischen Wählerinnen und Wähler am 14.03.2021 zur Landtagswahl aufgerufen.

Im Juni und Juli waren dann die Inzidenzen so niedrig, dass viele Vereine die Gelegenheit nutzten und in Gemeindehallen und großen Räumen, meist unter Einhaltung der 3G-Regel, die längst fälligen Hauptversammlungen durchführten, um die Jahre 2019 und 2020 abzuschließen. Auch hier waren vielerorts Wahlen notwendig, da sich für manche Mandatsträger die Amtszeit durch Corona verlängert hat.

Und dann waren zur Krönung des Wahljahres am 26.09.2021 noch Bundestagswahlen.

Was haben alle diese Wahlen gemeinsam? Sie ermöglichen den Bürgerinnen und Bürgern und allen Vereinsmitgliedern ihre Meinung kundzutun und von dem verbrieften Recht der Mitbestimmung auf diese Art und Weise Gebrauch zu machen.

In der Politik geht es für die, sich um ein Mandat bemühen, nicht zuletzt auch um relativ gut bezahlte Jobs. Gute Politik kann man nur machen, wenn einen der Steuerzahler finanziell gut ausstattet.

Wie ist es den um die Mandate in den Vereinen bestellt, ob als Teil des Vorstandes oder als Vereinsrat oder als Obfrau/Obmann? Hier winkt keine finanzielle Alimentierung. Hier ist das Engagement gefragt., hier setzt man sich als ehrenamtlich tätiges Mitglieds allenfalls der Kritik aus, weil die oft leichter begründbar ist, als das Lob.

Was konnte man noch feststellen bei den Wahlen? Bei den politischen Wahlen haben sich die jüngeren Mitglieder der Gesellschaft darüber mokiert, dass sie weit weniger Gewicht als die Ü60 haben. Da kam auch der Ruf auf, das Wahlrecht schon ab 16 Jahren ausüben zu dürfen (obwohl das zumindest in Österreich zu keinem nennenswerten Anstieg der Wahlbeteiligung geführt hat).

Ich glaube da eher an eine Änderung in unserer Gesellschaft. Da entsteht bei mir der Eindruck, man möchte überall teilhaben, mitmachen und mitentscheiden und mitreden, aber keine Verantwortung dafür übernehmen. Jedes Vereinsamt ist immer mit Verantwortung verbunden, aber auch damit, gestalten zu können.

Mir ist es gelungen, nach vier Amtszeiten die Verantwortung abzugeben. Ich habe die Aufgabe nie als Last empfunden. Diese Zeit hat mir in meinem Leben viel Erfüllung gebracht, und ich möchte keinen Tag davon vermissen. Der nachrückenden Generation möchte ich zurufen:“ Traut euch, das geht auch nicht immer ohne Fehler, aber immer noch besser, als nichts zu machen“.

Damit möchte ich den Lesern eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr 2022 wünschen.

Gerhard Steinhilber
1. Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberschwaben

Quelle: Gartenfreund 12/2021